Über uns
Das Fotomuseum Winterthur widmet sich seit der Gründung 1993 der zeitgenössischen Fotografie und visuellen Kultur. Die Institution präsentiert jährlich drei bis fünf Ausstellungen, welche die Fotografie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Es werden Arbeiten junger wie auch etablierter internationaler Fotograf_innen und Kunstschaffender gezeigt. Begleitet werden die Ausstellungen von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm sowie variierenden Workshops. Auch auf seinen digitalen Plattformen setzt sich das Museum mit dem Fotografischen auseinander; im Rahmen von Online-Events und diversen multimedialen Beiträgen.
Fokus Gegenwart
Das Fotomuseum Winterthur untersucht die Rolle und Wirkung der Fotografie auf gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene. Der Fokus der Institution liegt dabei auf aktuellen Entwicklungen und zeitrelevanten Debatten.
Die Gegenwart versteht das Museum als eine von digitalen Medien durchdrungene Lebensrealität und diskutiert somit unter anderem fotografische Phänomene, die von digital vernetzten Medien und neuen Technologien geprägt werden. Dazu gehören unter anderem Screenshots und Drohnenbilder, Selfies und Instagram-Filter, algorithmische und mithilfe künstlicher Intelligenz erstellte Bilder. Das Medium der Fotografie hat sich in den letzten Jahrzehnten mit unglaublicher Geschwindigkeit verändert. Das Fotomuseum Winterthur begleitet und diskutiert diesen Wandel und dessen Auswirkungen kritisch – und mit Begeisterung.
Vermittlung von Bild- und Medienkompetenzen
Der Austausch und Wissensdialog sind für das Fotomuseum Winterthur zentral. Mit unterschiedlichen Angeboten für Schulklassen – im Museum oder in Schulzimmern in der ganzen Deutschschweiz – fördert die Institution einen kreativen und reflektierten Umgang mit visuellen Inhalten. Unsere Vermittlungstätigkeit umfasst folgende Angebote:
- Führungen und Workshops in den aktuellen Ausstellungen
- Workshops und Unterrichtsmaterialien zu bildbasierten digitalen Phänomenen wie Fake News oder (Selbst-)Inszenierung im Netz
- Workshops im Fotolabor zu historischen Fotografietechniken
Sammlung
Die Sammlung des Fotomuseum Winterthur umfasst rund 9’000 fotografische Objekte – Prints und Abzüge, Bewegtbild, Dokumente und installative Arbeiten. Sie reicht von den 1960er-Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart.

So arbeitet das Fotomuseum Winterthur
Recherchebasiert
Die Projekte und Themen, die das Fotomuseum Winterthur zeigt, werden intensiv recherchiert. Es werden Hintergrundinformationen gesammelt und Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Kritisch
Im Fotomuseum Winterthur findet eine kritische Auseinandersetzung mit der Fotografie statt. Dabei werden einzelne Werke aber auch die Fotografie als solche und ihre Wirkung auf uns Menschen erforscht und kritisch hinterfragt.
Diskursiv
Das Fotomuseum Winterthur kontextualisiert Bilder und Inhalte, zeigt Zusammenhänge auf und stellt sie zur Diskussion. Das Museum fördert Bild- und Medienkompetenzen.
Interdisziplinär
Das Fotomuseum Winterthur betrachtet die Fotografie aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Fachgebieten. Das Team und unsere Kollaborationspartner_innen setzen sich aus Personen mit vielfältigem Fachwissen und verschiedenen Zugängen zusammen.
Medienreflexiv
Das Fotomuseum Winterthur zeigt, welche Rolle die Fotografie in unserem Alltag spielt, und analysiert, wie uns die Fotografie beeinflusst und wo und wie sie zum Einsatz kommt.
Ethisch und wertebasiert
Das Fotomuseum Winterthur vertritt eine klare feministische (auf Gleichstellung bedachte), anti-diskriminierende, anti-rassistische Haltung – in Bezug auf dessen kuratorisch-vermittelnde Praxis sowie innerhalb des Teams.
Mehr Informationen zum Team des Fotomuseum Winterthur finden Sie hier.
Jahresbericht 2024
Jahresbericht 2023
Jahresbericht 2022
Jahresbericht 2021
Jahresbericht 2020
Jahresbericht 2019
Über die Anfänge des Fotomuseum Winterthur: Urs Stahel im Gespräch mit Nadine Wietlisbach
Kulturelle Teilhabe und Diversität
Das Fotomuseum Winterthur arbeitet im Bereich des Programms (Ausstellungen, Veranstaltungen, Vermittlungsangebote, Publikationen etc.), aber auch auf verschiedenen Ebenen der Organisationsentwicklung daran, eine diskriminierungssensible, diversitätsorientierte und nachhaltige Praxis zu etablieren. Aus Gründen der Transparenz und Verbindlichkeit wollen wir diesen mehrjährigen Prozess, in dem wir uns befinden, offenlegen.
Fotozentrum
Gemeinsam mit der Fotostiftung Schweiz bildet das Fotomuseum Winterthur seit 2002 das Fotozentrum. Die Fotostiftung Schweiz ist eine Gedächtnisinstitution, die sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken einsetzt. Sie sammelt in erster Linie historische wie auch neue Arbeiten mit Bezug zur Schweiz. Dabei berücksichtigt sie künstlerische Ausdrucksformen ebenso wie dokumentarische und angewandte Formen der Fotografie.
Das Fotozentrum gehört zu den Art Museums of Switzerland: elf Museen von Weltklasse, die für Kunstgenuss auf höchstem Niveau stehen.
Im Wandel der Zeit
Das Fotomuseum Winterthur ist seit über 30 Jahren ein Ort, der den Wandel der Fotografie begleitet, reflektiert und in den musealen Fokus rückt. Seine Geschichte ist geprägt von kontinuierlicher Entwicklung und der Offenheit für neue gesellschaftliche, technologische und künstlerische Impulse.
Die Anfänge: Ein Trio im Aufbruch
Die Geschichte des Fotomuseum Winterthur ist untrennbar mit dem Wunsch nach Veränderung verbunden. Ende der 1980er-Jahre stellten Walter Keller und George Reinhart fest, dass es in der Deutschschweiz kein Kulturinstitut gab, das sich ausschliesslich der Fotografie widmete. Inspiriert durch eine Ausstellung von Robert Frank im Musée de l’Elysée in Lausanne und gestärkt durch persönliche Kontakte, entstand die Vision, in Winterthur einen Ort für Fotografie zu schaffen. Durch die Kollaboration mit Urs Stahel, dem ersten Direktor des Fotomuseum Winterthur, nahm die Idee Gestalt an.
Vom Fabrikgebäude zum lebendigen Kulturraum
Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten begann. Verschiedene Gebäude kamen in Frage, bis die sogenannte Kultursagi, ein ehemaliges Fabrikgebäude, zur Heimat des Museums wurde. 1877 als Gummibandweberei erbaut, erlebte das Gebäude zahlreiche Nutzungen – Papierwarenfabrik und Genossenschaftsschreinerei –, ehe es 1989 von Andreas Reinhart – dem Bruder von George Reinhart – als Kulturfreiraum erhalten wurde. Bereits 1991 zeigte das Gebäude seine neue Bestimmung mit einer Ausstellung von Richard Avedon. Mit der Gründung von Stiftung und Verein 1992 wurde der Grundstein für das Fotomuseum Winterthur gelegt, das am 29. Januar 1993 mit der Ausstellung Paul Graham – New Europe erstmals seine Türen öffnete.
Sammeln mit Blick in die Zukunft
Die Aufbauarbeit war von Anfang an von einer klaren Ausrichtung geprägt: Die Sammlung sollte fotografische Werke ab 1960 umfassen, einer Zeit, in der sich das Medium Fotografie grundlegend wandelte. Die ersten Werke stammten von Robert Frank, später folgten Ankäufe aus den Ausstellungen. Das Museum legte Wert darauf, dass die Sammlung nicht nur bedeutende Positionen abbildet, sondern eng mit der Ausstellungsgeschichte verzahnt bleibt. Unter dem Sammlungskurator Thomas Seelig wurde ab 2003 diese Strategie weiterentwickelt. Die Werke sind dabei nicht dauerhaft ausgestellt, sondern werden in wechselnden Formaten präsentiert. Als eine der ersten Institutionen in Europa stellte das Fotomuseum seine Bestände zudem online zur Verfügung. Der weltweite Zugang zur Sammlung ermöglichte Transparenz sowie internationale Sichtbarkeit.
Das Fotomuseum Winterthur versteht seine Sammlungstätigkeit als einen dynamischen Prozess. Die Auswahl der Werke wird kontinuierlich reflektiert und hinterfragt – insbesondere im Hinblick auf Sichtbarkeit, Deutungshoheit und Definitionsmacht. Die Sammlung soll nicht nur fotografische Positionen abbilden, sondern auch gesellschaftliche Fragen wie Ein- und Ausschluss, Teilhabe und Diversität sichtbar machen. Durch gezielte Sammlungsausstellungen sowie die Offenlegung der Bestände online schafft das Museum Raum für einen fortlaufenden Dialog über die Bedeutung und Entwicklung des Fotografischen.
Menschen wirken und gestalten
Die Entwicklung des Fotomuseum Winterthur ist wie viele Kulturintitutionen eng mit den Menschen verbunden, die ihre Ideen und Leidenschaft eingebracht haben.
Von 1993 bis 2015 leitete Urs Stahel die Institution und platzierte sie international als Spartenmuseum. Für die Einzelausstellungen von Fotograf_innen wie Walker Evans, Nan Goldin oder André Kertesz sowie thematischen Projekten wie Im Rausch der Dinge oder Concrete reisten Besuchende aus der gesamten Schweiz nach Winterthur. Durch die zahlreichen, aufwändig entwickelten Publikationen erlangte das Fotomuseum Winterthur internationale Bekanntheit. Urs Stahel prägte damit die museale Geschichte der Fotografie, deren Nachhall bis heute spürbar ist.
Nach diesem wegweisenden ersten Kapitel erweiterte die Co-Direktion bestehend aus Duncan Forbes und Thomas Seelig zwischen 2015 und 2017 die Institution weiter in den digitalen Raum hinein. Mit SITUATIONS, einem Format, das durch die Kollaboration der Co-Direktoren Forbes und Seelig, Marco De Mutiis (einem der ersten Digital Curators in Europa), Daniela Janser (wissenschaftliche Mitarbeiterin) und später Doris Gassert (Research Curator) entstand, gelang dem Museum ein zukunftsweisendes Experiment. Das Museum erweiterte so die Idee der Ausstellung über den physischen Kontext hinaus hin zu einer digitalen Präsenz.
Im Jahr 2018 übernahm Nadine Wietlisbach als Direktorin die Gesamtleitung. Remo Longhi wirkt seit einer Anpassung der Organisationsstruktur im selben Jahr als kaufmännischer Direktor. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team entwickeln sie seither das Programm und die Institution im Spannungsfeld zwischen fotografischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Fragestellungen kontinuierlich weiter.
Der Stiftungsrat
Das Fotomuseum Winterthur wird von der gemeinnützigen Stiftung Fotomuseum Winterthur getragen. Als private Stiftung ohne Erwerbszweck engagiert sie sich für die Präsentation, Sammlung und Vermittlung von Fotografie.
Der Stiftungsrat setzt sich heute zusammen aus:
Martin Bölsterli (Vize-Präsident)
Madeleine Schuppli (Präsidentin)
Philipp Brunnschweiler
Lisa Fuchs
Monica Glisenti
Oliver Hagen
Eugen Haltiner
Ines Pöschel
Tanja Scartazzini
Jan Schoch
Leopold Weinberg
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George Reinhart, 1993-1997
Walter Keller, 1997-2004
Thomas Koerfer, 2004-2012
Michael Ringier, 2012-2016
Dorothea Strauss, 2017-2021
Monica Glisenti 2021-2023
Monica Glisenti und Madeleine Schuppli, 2024-2025