Fotobibliothek
Gemeinsam mit der Fotostiftung Schweiz führt das Fotomuseum Winterthur die Fotobibliothek. Die Bibliothek deckt die Geschichte der Fotografie ab, dokumentiert zeitgenössisches Schaffen, lässt Forschungen nach thematischen Schwerpunkten zu und bietet mit theoretischen Werken die vertiefte Aufarbeitung des Mediums Fotografie an. Die Fotobibliothek ist öffentlich zugänglich.
Fotobibliothek
Fotobibliothek in der Passage
«Ein Museum ohne Wände» – Allan Porter und die Fotozeitschrift CAMERA 1966-1981
25.02.–13.08.2023
Um den wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Fotografie von Allan Porter, Chefredakteur von CAMERA von 1966 bis 1981, zu würdigen, präsentiert die Fotobibliothek in der Passage einige der von ihm konzipierten Ausgaben des Magazins.

Die Schweizer Fotozeitschrift CAMERA wurde 1922 in Luzern gegründet, zu einer Zeit, als sich die Fotografie gerade als künstlerische Ausdrucksform zu etablieren begann. Unter ihrem ersten Chefredakteur Adolf Herz wurde CAMERA schnell zu einer wichtigen Plattform für die Förderung und Diskussion der Fotografie und prägte die Entwicklung des Mediums entscheidend mit. Die Zeitschrift setzte ihren Schwerpunkt während der ersten 25 Jahre ihres Bestehens auf eine künstlerische Fotografie im Sinne des Piktorialismus. Während Zeitschriften wie die Zürcher Illustrierte und Du bereits das Neue Sehen und die Neue Sachlichkeit sowie die frühe Reportagefotografie präsentierten, blieb die Ausrichtung von CAMERA lange unverändert. Unter der Leitung von Herz‘ Nachfolger Walter Läubli öffnete sich die Zeitschrift ab 1948 den aktuellen Diskursen in der Fotografie und beschränkte sich nicht mehr länger auf die Präsentation von künstlerisch intendierter Fotografie.
Allan Porter (1934-2022) war der letzte Chefredakteur von CAMERA. Von 1966 bis 1981 führte er die Zeitschrift und verhalf ihr zu einem letzten Höhenflug. Porter war ein vielseitig interessierter Mensch. Schon in seiner Jugend von Kunst und Literatur fasziniert, studierte er an der Philadelphia Museum School of Art Grafik und Malerei. In Berührung mit der Fotografie kam er 1953 durch die Arbeit in einem Fotolabor. Nach Abschluss seiner Studien 1957 war er zunächst als Art Editor bei der Reisezeitschrift Holiday tätig, half bei der Konzeption von Ausstellungen in den USA und Europa mit, war als Künstler aktiv und schrieb für verschiedene Magazine. Ende 1964 wanderte er nach Europa aus und fand eine Stelle bei der Werbeagentur von Jean Reiwald in Basel. Dort wurde Alice Bucher, die nach dem Tod ihres Mannes Josef Charles Bucher CAMERA verlegte, auf ihn aufmerksam und bat ihn, die Zeitschrift neu auszurichten. Porter begann bereits 1965 an CAMERA zu arbeiten und wurde 1966 zum Chefredakteur. Er hatte eine klare Vision für die Zeitschrift, wollte mit ihr ein «Museum ohne Wände» aufbauen. Während es in den 1960er-Jahren noch wenige Galerien und Museen gab, die sich auf Fotografie spezialisiert hatten, etablierte Porter in CAMERA einen Kanon zeitgenössischer Fotografie. Er bot darin aber auch Raum für die Untersuchung historischer, technischer und philosophischer Aspekte. CAMERA wurde unverzichtbar für Berufs- und Amateurfotograf_innen, die auf dem Laufenden bleiben wollten.
Im Dezember 1981 erschien die letzte Ausgabe von CAMERA. Porter versuchte, das Ende der Zeitschrift gelassen zu nehmen. Die Situation hatte sich in den letzten 16 Jahren deutlich verbessert, Fotografie hatte Einzug in die Kunsthäuser Europas genommen. Porter selbst wurde Stiftungsrat in der Fotostiftung Schweiz und blieb weiter aktiv, schrieb Artikel und konzipierte Ausstellungen.
Um Allan Porters wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Fotografie zu würdigen, präsentiert die Fotobibliothek in der Passage einige der von ihm zwischen 1966 und 1981 konzipierten Ausgaben von CAMERA. Unter den in der Ausstellung gezeigten Exponaten befinden sich nicht nur gedruckte Ausgaben der Zeitschrift, sondern auch Heftentwürfe, sogenannte Maquetten. Diese Maquetten machen die kreativen Prozesse sichtbar, die hinter jeder Ausgabe von CAMERA standen.