SITUATION #217
Im Jahr 2014 besuchte Beyoncé das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Sie trug dabei einen hellblauen Jumpsuit von Topshop und postete anschliessend Bilder von sich auf Instagram, auf denen sie unter Fotografien des im Holocaust ermordeten Mädchens in einer Ecke kauert. Kurz nachdem die US-amerikanische Sängerin das Bild veröffentlicht hatte, war der Jumpsuit überall auf der Welt ausverkauft. Für What Beyoncé Wore to the Anne Frank House hat Simon Fujiwara das Kleidungsstück von Topshop als einzigartige Kreation neu als angefertigt, handgeschneidert mit in Mailand hergestelltem Stoff. Durch diese scheinbar einfache Geste materialisiert Fujiwara die Komplexität und Paradoxien der zeitgenössischen kapitalistischen Ideologie im Zusammenhang mit der Ambivalenz der vernetzten Bilderökonomie. Bilder schaffen Symbole – sei es für die im Holocaust ermordeten Kinder oder als Embleme für die Ermächtigung von Minderheiten und politisch Unterdrückten. Sie können jedoch immer auch zu Waren und damit zu Komplizen der Konsumgesellschaft werden. Als unangenehm verstörendes Symbol der totalen Kommodifikation konfrontiert Fujiwaras Flickenteppich verschiedener Materialien, der dieses schwer fassbare Kleidungsstück darstellt, die Betrachtenden mit diesen Konflikten unserer Gesellschaft. Durch seine Verbreitung in den sozialen Medien aktiviert das vernetzte Bild ein Begehren, Ideologien in konsumierbare Produkte zu verwandeln.
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