SITUATION #26
Sein altes Leben hinter sich lassen und für immer verschwinden: Susanne Bürners Vanishing Point liefert eine präzise Anleitung, um in der Gesellschaft Amerikas (2006) erfolgreich abzutauchen und alle Spuren seiner Vergangenheit zu beseitigen. Durch praktische Ratschläge entsteht ein Handbuch und ein persönlich anmutender Reisebericht über ein Leben am Rande gesellschaftlicher Sichtbarkeit. Dem gegenübergestellt werden Fotografien von möglicherweise durchquerten Landschaften und Orten, von potentiellen Begegnungen mit Menschen – allesamt distanziert, unpräzis, unerkannt.
Unter dem Namen der Künstlerin erschienen und 2011 für China adaptiert (How to Disappear in China), entstammt Vanishing Point: How to Disappear in America without a Trace ursprünglich der Feder eines Autors, der den Text anonym auf der Webseite skeptictank.org veröffentlicht hatte. Der mysteriöse Ursprung des Textes, seine Appropriation und Zirkulation hebt Vanishing Point von den Handbüchern der 1960er Jahre ab, die im Zuge der Protestbewegung Strategien für ein Aussteigerleben abseits der Gesellschaft entwarfen. Vanishing Point erzählt von einer fiktiven Existenz, die stets einen Verfolger im Nacken hat. Ob personifiziert oder imaginär: wie können wir heute noch spurlos verschwinden – und uns damit nicht nur unserer Vergangenheit, sondern auch unseren digitalen Simulakren entziehen?
Die englische und chinesische Ausgabe von Susanne Bürners Vanishing Point sind beide im Museumsshop erhältlich.
Mehr von Susanne Bürner: artmap.com/susanneb%C3%BCrner#_d9d1d
Cluster: Verschwinden