Coralie Vogelaar | Gazeplot | 2017 29.02. – 18.10.2020 | Fotomuseum Winterthur

SITUATION #197

Aus Gazeplot, C-Print, 2017 © Coralie Vogelaar
Coralie Vogelaar, Gazeplot, 2017, SITUATION #197, SITUATIONS/The Right to Look, Ausstellungsansicht Fotomuseum Winterthur, 2020 © Philipp Ottendörfer

Ausgehend von Online-Nachrichtenbildern entlarvt Coralie Vogelaar in Gazeplot die Beziehung zwischen menschlichem und maschinellem Blick. Die Arbeit baut auf einem Forschungsexperiment der Künstlerin auf, das das Blickverhalten in Zusammenhang mit der Popularität von Pressebildern untersucht, die von Google auf Grundlage ihrer Vervielfältigungsrate indexiert wurden. Mithilfe eines Eye-Tracking-Systems liess Vogelaar 12 Teilnehmer_innen jeweils 500 Bilder betrachten. Dabei stellte sich heraus, dass es eine Korrelation zwischen der Popularität eines Bildes und der Aufmerksamkeit des Blicks gibt, die sich bei bestimmten kompositorischen Mustern erhöht. Die Daten suggerieren, dass unser Bildbetrachtungsverhalten durch die Millionen von Bildern, denen wir bereits ausgesetzt waren, geschult sind und wir deshalb instinktiv nach bekannten Mustern und visuellen Elementen suchen. Mittels Heatmaps und Diagrammen, die die ursprünglichen Bildquellen überlagern, visualisiert Gazeplot das Blick-Verhalten und die Bereiche unseres visuellen Interesses. So zeigt sich ein Muster, mit dem sich erfolgreiche und erfolglose Nachrichtenbilder erkennen lassen. Die erfolglosen Bilder fallen letztlich beim Auge als auch beim Indexierungsalgorithmus durch, da Google die am wenigsten erfolgreichen Bilder ganz unten in der Bildsuche anzeigt, wo sie kaum sichtbar sind und schliesslich gelöscht werden. In der Standardisierung eines „erfolgreichen“ Blicks und der Verstärkung einer vereinheitlichten Bildtypologie enthüllt Gazeplot letztlich die Komplizenschaft von menschlicher Aufmerksamkeit und algorithmischer visueller Analyse.

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