SITUATION #54
Omer Fast ist ein Meister der Irritation. Mit mal subtilen, mal unverfrorenen Eingriffen spielt er Gezeigtes und Gesagtes gegeneinander aus, über Manipulationen und Montagen unterwandert er seine Erzählungen und stellt deren Konstruiertheit aus. Bilder und Worte stehen dabei stets unter Verdacht: nie vermitteln sie (bloss) das, was sie behaupten. Und so verspricht Continuity seine Kontinuität nicht über einen bruchfreien linearen Verlauf, sondern über eine Fortschreibung durch Wiederholung. Erzählt wird die Geschichte eines Ehepaares irgendwo in Deutschland: Dreimal nacheinander holen Mutter und Vater ihren Sohn Daniel, der als Soldat aus einem Kriegseinsatz in Afghanistan zurückkehrt, vom Bahnhof ab. Dreimal ist Daniel ein anderer – und jede Wiederholung spaltet, verschiebt und irritiert den Blick aufs Neue. Mit jedem Mal driftet die Erzählung weiter ins Unheimliche und Surreale, bis die Worte und Bilder versagen. Zurück bleibt ein verstörtes wie verstörendes Familienporträt, das nicht nur verschiedene Interpretationen zulässt, sondern im Zwischenraum geisterhafte Erscheinungen hervorbringt. Continuity verspricht zwar Kontinuität, aber keine Auflösung – weder für das Ehepaar, noch für die Betrachter_innen.
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Cluster: Re-enactment