SITUATION #199
Aufgewachsen in einem konservativen, mittelständischen Haushalt in Beijing, konfrontiert uns der queere, chinesische Künstler Guanyu Xu in seiner Arbeit Temporarily Censored Home mit der Vormachtstellung von Heteronormativität und einer damit einhergehenden Zensur, die seine Jugend bestimmten. Xus Fotografien zeigen vier Räume aus seinem Elternhaus, die er über hinzugefügte Selbstporträts von sich und anderen homosexuellen, US-amerikanischen Männern aus seiner Fotoserie One Land to Another (2014–) sowie herausgerissenen Seiten aus Film- und Modemagazinen versucht, neu zu besetzen. Durch die Überlagerung und dialogische Verschränkung verschiedener Motive im Raum erhebt Xu einen stillen Protest gegen die eingeschränkte Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community innerhalb Chinas. Er führt zudem die daraus resultierende, notgedrungene Orientierung an westlichen Idealen sowie die darin dominierende Überrepräsentation weisser Männer vor Augen. Xu spannt so einen Bogen zwischen einer selbstreflexiven Auseinandersetzung mit seiner Erziehung, der Intersektionalität von ‚race‘ und Sexualität und der (Re-)Produktion von Vormachtstellungen in unserer vernetzen visuellen Kultur.
Mehr von Guanyu Xu: xuguanyu.com
Cluster: The Right to Look