SITUATION #9


Ryoichi Kurokawa zeigt uns die Welt der Natur als visuelle Explosion, die scheinbar mit einem unermüdlichen algorithmischen Sichtgerät analysiert und digital nachgebildet wird. Wir betreten ein digitales bildgebendes System. Aber ist es ein Programm für maschinelles Sehen? Eine Tiefen- oder Thermalkamera? Man fragt sich, ob hier das Tracking-Skript einer Überwachungskamera läuft oder ob man an das visuelle System einer Drohne angeschlossen ist und quasi mit den „Augen“ der Drohne sieht. Im Verlauf des Videos werden verschiedene Bildteile immer neu kombiniert und bewegt, Daten unaufhörlich analysiert und verknüpft, Punkte und Pixel in einer ständigen Spannung zwischen Aufbau und Zerstörung der visuellen Repräsentationen manipuliert. Es ist fast, als würde man dabei zuschauen, wie die Maschine sehen lernt; als würde sie teils frenetisch und verzweifelt versuchen, ein Bild zu erkennen und darzustellen. Die verschwommene Darstellung eines Flamingos wird zu einem Adler, der sich in ein abstraktes Netz aus Linien und Punkten auflöst. Dieser Ausflug in die Ästhetik eines digital vermittelten Sehens sowie das unaufhörliche „Suchen“ der Maschine werfen Fragen zu den Absichten einer solchen Suche auf und zu den ominösen Möglichkeiten des digitalen Blicks.
Sirens ist ein gemeinsames Projekt von Ryoichi Kurokawa und Novi_sad.
Mehr von Ryoichi Kurokawa: ryoichikurokawa.com
Mit freundlicher Unterstützung der Ringier AG.
Cluster: Sehende Maschinen