Christoph Girardet & Matthias Müller, Cut, 2013 03.10. – 29.11.2015 | Fotomuseum Winterthur

SITUATION #21

Cut, Filmstill, HD-Video, 13:00 Min., 2013 © Christoph Girardet & Matthias Müller
Cut, Filmstill, HD-Video, 13:00 Min., 2013 © Christoph Girardet & Matthias Müller
Cut, Filmstill, HD-Video, 13:00 Min., 2013 © Christoph Girardet & Matthias Müller
Cut, Installationsansicht, HD-Video, 13:00 Min., 2013 © Raimund Zakowski

Film wäre nicht Kino ohne den Schnitt: ob als unsichtbare Naht oder sichtbare Narbe, der ‚Cut‘ bildet das Grundelement jeder filmischen Erzählung. In den experimentellen Filmcollagen von Christoph Girardet und Matthias Müller ist der Schnitt stets vordergründig, wenn Found Footage Material, also bereits bestehendes Filmmaterial, aus dem Originalkontext herausgelöst und zu neuen Werken montiert wird. Im Kurzfilm Cut wird er sogleich auf mehreren Ebenen thematisch, wenn die Künstler den Korpus der Spielfilmgeschichte gleichsam „sezieren“, um Aus-Schnitte von Wunden, Narben, Stichen, sowie assoziativ verwandten Bildern zu einer dreizehnminütigen Filmcollage zu montieren. Bilder, die unter die Haut gehen – wie das Kino selbst. Und so sind die filmischen Found Footage Kompositionen von Girardet & Müller immer auch Reflexionen über das eigene Medium, das gegenwärtig selbst einen Einschnitt erlebt, wenn sich die Einheit von Film und Kino zunehmend auflöst und der Film auf den unterschiedlichsten Screens ausserhalb des Kinosaals wiedererscheint.

FOUND FOOTAGE 2.0, 27.10.2015
Gesprächsabend im Rahmen von SITUATION #21

Im Zeitalter des Web 2.0 ist das Arbeiten mit Found Footage zu einer weit verbreiteten Praxis geworden. Künstler wie Amateure nutzen das Netz als unerschöpfliches Materialarchiv: es wird geforscht, gesammelt und nach Belieben wiederverwendet, manipuliert und rekontextualisiert. Mit den digitalen Tools sind einst künstlerische Strategien der Appropriation zur gängigen kulturellen Praxis geworden; noch nie konnte ästhetisches und künstlerisches Material zudem so rasch zugänglich gemacht und zirkuliert werden wie über das Internet. Ausgehend von den Appropriationsstrategien und experimentellen Found Footage-Collagen von Christoph Girardet & Matthias Müller wurde nach dem Einfluss der Entwicklungen und Dynamiken des Web 2.0 auf den Umgang mit und die Relevanz von Found Footage in der zeitgenössischen künstlerischen Praxis gefragt.

Es diskutierten: Johannes Binotto (Kultur- und Medienwissenschaftler), Regula Bochsler (Autorin, Historikerin und Künstlerin), Doris Gassert (Medienwissenschaftlerin und Research Curator, Fotomuseum Winterthur) und Aline Juchler (Kunsthistorikerin und Filmwissenschaftlerin, Kurzfilmtage Winterthur).


Eine Kooperation mit den 19. Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur.