Fotomuseum Winterthur | Samstag, 11.11.1995 – Sonntag, 07.01.1996

Bill Brandt – Fotografien 1928–1983

Hingelagert auf Steinen am Meeresstrand und aufgenommen aus extremen Perspektiven wird der weibliche Körper zur Skulptur, zur reinen Form. Nackt an einer Holzwand lehnend, den Blick auf etwas Unsichtbares konzentriert, gerät das Modell zur rätselhaften, unergründlichen, fremden Frau: Bill Brandt begann in den vierziger Jahren, damals bereits ein arrivierter Fotograf, mit der Aktfotografie – sie machte ihn schliesslich weltberühmt.

Begonnen hat der 1904 in Hamburg geborene Fotograf nach einer kurzen Lehre bei Man Ray jedoch mit Fotoreportagen, mit dem Dokumentieren des britischen Lebens als Home and Darkness, mit den heiteren, gesellschaftlichen Seiten und den düsteren Aspekten, den Spelunken, den Hinterhöfen, den Schutzkellern im Zweiten Weltkrieg. In Shadowlands, der Serie englischer Landschaften, ist seine surreale, dunkle Seite am stärksten spürbar. Licht und Schatten formen Wiesen, Steine und Häuser virtuos zu Bildern, die als Metaphern für die Bedingungen des menschlichen Seins zu betrachten sind. Stonehenge, auf der Vorderseite wiedergegeben, ist eine der formal minimalsten und monumentalsten Landschaftsaufnahmen – auch in diesen menschenleeren Bildern ist das Thema, wie oft, die Einsamkeit des Menschen.

Die grosse Retrospektive Bill Brandt – Fotografien 1928–1983 zeigt mit rund 250 Fotografien alle Stationen seiner Karriere: Seine frühen Reisereportagen und Strassenszenen, die sozialdokumentarischen Arbeiten über England während der grossen Wirtschaftskrise und des Krieges, seine Porträts – er fotografierte u.a. Francis Bacon, René Magritte oder T.S. Eliot –, die Aktserien, Modeaufnahmen, Landschaften sowie die weniger bekannten, surrealistischen Collagen der späten Jahre.

Die Ausstellung wurde von Ian Jeffrey kuratiert. Realisation in Winterthur: Urs Stahel. Eine Zusammenarbeit mit der Barbican Art Gallery, London.