SITUATION #78
Das von John Michael Boling inszenierte Musikvideo zu Boring Angel erzählt eine auf vier Minuten kondensierte simple, wenn auch eher dramatische Lebensgeschichte. Deren Erzählform allerdings ist radikal anders: Statt sich der uns gewohnten (textbasierten, fotografischen, audio-/visuellen) Erzählformen zu bedienen, verlässt sich Boring Angel auf einen Stream von Emojis, der von einem instrumentellen Track des Brooklyner Produzenten Oneohtrix Point Never vorangetriebenen wird. Es ist eine Welt enttäuschter Smileys und gebrochener Herzen, die sich minimalistisch vor einem weissen Hintergrund in der Mitte des Bildes entfalten, zuerst klein und verloren, als wären sie von den Kommunikationsumgebungen unserer Handys auf eine ihnen fremde mediale Fläche deplatziert worden. Doch schon bald entwickeln sie über die Dynamik ihrer Abfolge, die an das Tempo des minimalistischen Beats gekoppelt ist, eine enorme Ausdruckskraft. An die Stelle eines fotografischen Ausdrucks ist eine aufs Wesentliche reduzierte visuelle Ausdrucksweise getreten, deren emotionale Kraft uns auf magische Weise in ihren Bann zieht.
Mehr von John Michael Boling: gooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooogle.com
Mehr von Oneohtrix Point Never: pointnever.com
Cluster: Platzhalter