SITUATION #68
“Jennifer in Paradise” war die erste Fotografie, die 1987 zusammen mit Adobe Photoshop ausgeliefert wurde, um zu demonstrieren, wozu das Programm fähig war. Das Foto wurde von einem der Entwickler der heute allgegenwärtigen Software aufgenommen und zeigt dessen Freundin Jennifer in Bora Bora am Strand. Obwohl das Bild damals weit verbreitet war, stösst man heute nur noch selten darauf. Mit Jennifer in Paradise bringt Constant Dullaart dieses erste digital bearbeitete Bild in manipulierter Form wieder in Umlauf und trägt so zu seiner erneuten Verbreitung bei. Die künstlerische Intervention ist dabei mehr als ein archäologisches Unterfangen: Hinter dem Platzhalter-Bild stehen auch die ursprünglichen Ideale und Versprechen der digitalen Kultur, welche die Manipulationsfähigkeit von Photoshop verkörperte. Jennifer in Paradise beleuchtet das kreative utopische Denken hinter solchen Werkzeugen, die freien Austausch und kulturellen Ausdruck ermöglichten – und zwar in einer Welt, die von der Überwachung und Kontrolle heutiger Bildsysteme noch nichts wusste. So werden das Foto und seine unendlich vielen Variationen zu einer nostalgischen Ode an diesen historischen Moment und bringen zugleich die kulturelle Hegemonie, die sich hinter digitalen Bildern verbirgt, ins Bewusstsein. Indem der Künstler abschliessend noch eine geheime, steganographisch verschlüsselte Nachricht in das Bild einschreibt, reizt er die Möglichkeit der Informationsspeicherung im visuellen Platzhalter weit über die Grenzen des Sichtbaren aus.
Mehr von Constant Dullaart: constantdullaart.com
“A Letter to Jennifer Knoll”: rhizome.org/editorial/2013/sep/5/letter-jennifer-knoll
Mit freundlicher Unterstützung durch die ArtNow Foundation.
Cluster: Platzhalter