SITUATION #189
In Simone C. Niquilles Animationsfilm Homeschool können die Zuschauer_innen die Perspektive eines Staubsauger-Roboters einnehmen und miterleben, wie dieser die häusliche Umgebung wahrnimmt und die einzelnen Elemente um ihn herum zu identifizieren versucht. Solche bereits Ende der 1990er-Jahre entwickelten Haushaltsroboter haben längst den Einzug ins private Heim gefunden. Sie werden dazu programmiert, sich entlang von Wänden, um Stühle herum und auf Teppichen fortzubewegen. Dazu muss man ihnen mithilfe von Datensets zuerst antrainieren, woraus alle Elemente des häuslichen Umfeldes bestehen und anhand welcher Kriterien man diese erkennt. In dieser kurzen narrativen Arbeit verhandelt Niquille auf spielerische Weise die Mechanismen und konsequenzreichen Prozesse eines auf visuellen Datensätzen basierenden, maschinellen Lernens und skizziert die Auswirkungen der ihr zugrundeliegenden algorithmischen Erfassung der Welt. Inmitten einer virtuellen Szenografie, die sich aus fotorealistischen Darstellungen von Innenräumen aus einer der grössten Trainingsdatensätze (SceneNet RGB-D) speist, führt Homeschool jene Ambivalenzen und Reibungen vor, die sich im Aufeinanderprallen von maschinell erzeugten Modellen der Realität mit der tatsächlichen Realität eröffnen.
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