SITUATION #50
Ausgangslage von Black Code/Code Noir bilden die durch Polizisten verübten Morde an den Afro-Amerikanern Michael Brown und Kajieme Powell im US-Bundesstaat Missouri im Jahr 2014. Der britische Filmregisseur Louis Henderson setzt sie über eine vielschichtige Verknüpfung historischer Ereignisse in eine grössere Perspektive, wodurch sie als aktuellste Manifestierungen einer langen Geschichte von Sklaverei und Rassenunterdrückung lesbar werden. Wie ein Archäologe gräbt Henderson im Fundus des World Wide Web, um über die darin zirkulierenden Bilder und Handy-Filmaufnahmen, über Nachrichtenfragmente, Grafiken und Animationen eine Verbindungslinie zu den aktuellen Unruhen von Ferguson zu ziehen. So prägen die Geschichte der Sklaverei und die in den „Black Codes“ weitergeführten Einschränkungen der Menschenrechte von Schwarzen auch heute noch das soziale Miteinander. Nicht zuletzt schreiben sich die verinnerlichten sozialen Codes und rassistischen Strukturen in die algorithmische Kultur und die von Big Data gesteuerten Überwachungsmechanismen ein, auf deren Basis der amerikanische Polizeistaat über Leben und Tod von Afro-Amerikaner_innen bestimmt. Für Henderson liefert ein Blick in die Vergangenheit jedoch auch Hoffnung für die Zukunft: Lässt sich im Sklavenaufstand in der französischen Kolonie Saint-Domingue Ende des 18. Jahrhundert eine Anleitung finden, um den „Black Code“ zu hacken?
Mehr von Louis Henderson: vimeo.com/louishenderson
Eine Kooperation mit den 20. Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur.
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