SITUATION #44



In den 1950er Jahren diente Kodaks sogenannte “Shirley card”, deren Motiv eine hellhäutige Frau war, als Testreferenz zur Ermittlung der „optimalen“ Darstellung von Farbe. Die chemische Beschaffenheit von Farb- und Lichtverhältnissen richtete sich damit nach dem kaukasischen, weissen Hauttypen, der als “ideal” angesehen wurde. Der Abbildung von dunklen Hauttypen hingegen wurde in der Produktion lange nur wenig Beachtung geschenkt.
Die in Zentralafrika entstandene Serie To Photograph the Details of a Dark Horse in Low Light des Künstlerduos Adam Broomberg & Oliver Chanarin benennt das problematische Verhältnis zwischen der Geschichte der Fotografie und soziopolitischen, ethnografischen Missständen. Die dem Medium nachgesagte Objektivität wird einmal mehr als Mythos entlarvt, wenn das vermeintlich „natürliche Abbild“ sich als ein sozial konstruiertes erweist, in dessen technische Apparatur rassistische Strukturen eingeschrieben sind – und das damit selbst wiederum seinen Beitrag zur Reproduktion einer diskriminierenden Weltwahrnehmung leistet. Die „Strip Tests“ kehren den fotografischen Abbildungsprozess um und deklarieren den Teststreifen selbst zum Werk: Der Entwicklungsprozess wird zu einer dramatischen Präsentation von verschiedenen Graustufen – und zum Sinnbild für ein Denken jenseits von Schwarz und Weiss.
Mehr von Adam Broomberg & Oliver Chanarin: broombergchanarin.com
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