Stefan Burger – Unter den Umständen
Wir verschalen, verkleiden, drapieren, lackieren, decken gerne ab und zu – die schiefe Wand, das alternde Gesicht, die ausbrechende Bohrstelle, die verbeulte Karosserie. Wir arrangieren unsere Welt gerne so, dass ihre Entstehung, ihr Mechanismus, ihr Operieren nicht mehr sichtbar sind, dass sie wie eine perfekte glänzende Box vor uns hingestellt, betrachtet und bewundert werden kann. Handlungen verschwinden im Resultat, Ausrisse, Mängel und Fehlhandlungen werden kaschiert, Leerstellen wegeditiert. Wir mögen das Resultat, den Auftritt, die Aktion, das Event und den Glanz – und retuschieren das Dazwischen, das Abwesende, Matte, den Antiklimax weg, wischen das Unerwünschte in den realen oder virtuellen Papierkorb.
Stefan Burger weiss um diese Performance des Perfekten und Präsenten (gerade auch bei der Fotografie, mit ihrer so homogenen Oberfläche, ihrer brillanten Erscheinung und ihrer massenmedialen Verbreitung) und kratzt hier am Lack, betritt da den Hinterhof, entdeckt dort eine chaotische Konstruktion. Mit Vorliebe entfernt er all die Kaschierungen und lenkt den Blick auf das Dahinterliegende, Halbfertige, Stotternde, auf das Davor und Danach, das Verlassene und Leere. Nicht der blühende Blumenstock interessiert ihn, sondern der leere Blumentrog, nicht die Herbstneuigkeit, sondern der Ausverkauf, nicht der grosse Auftritt, sondern die verlassene Bühne, die erloschenen Scheinwerfer. Sein Interesse gilt den Mechanismen des Wahrnehmens, Produzierens und Betreibens. Sein Blick fällt auf die Umstände des Kunstmachens, der Bilderherstellung, des Zeigens und Ausstellens von Werken.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Urs Stahel.
Hauptsponsoren der Ausstellung: George Foundation, BAK – Bundesamt für Kultur und Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung