Peter Piller – Belegkontrolle
Mitte der 1990er Jahre arbeitete der deutsche Künstler Peter Piller (*1968 in Fritzlar) während des Kunststudiums bei einer Hamburger Medienagentur. Regionale Werbekunden und Firmen liessen von ihm prüfen, wo und in welcher Form ihre geschalteten Anzeigen tatsächlich auch erschienen waren. Ähnlich wie Richard Prince während seines Jobs bei der Time Life Company (der Ursprung seiner heute weltbekannten Serie der Cowboys), stiess Peter Piller beim täglichen Durchblättern der Presse auf besondere Fotografien, die er schon bald zur Seite legte und mit Kategorien wie Auto berühren, Noch ist nichts zu sehen (Bauerwartungsflächen) oder Schiessende Mädchen versah. Über Jahre hinweg ist das bis heute über 7000 Bilder umfassende Archiv Peter Piller entstanden, das der Künstler immer wieder neu befragt und in thematische Werkgruppen sortiert und ablegt. Das Fotomuseum Winterthur bot mit der Ausstellung Belegkontrolle einen Einblick in dieses grosse Bildarchiv.
Das Verhältnis von Wort und Bild ist in Pillers Werk ein wichtiges Kriterium der Sichtung. Wo andere nichts erkennen, entwickelt der Künstler durch wiederholtes, konzentriertes Betrachten ein feines Gespür für die verborgenen Qualitäten der Gebrauchsfotografie. In Gruppen arrangiert und durch Titel kodiert, bringt Piller das gefundene oder zugespielte Bildmaterial in andere Kontexte und überführt es so in eine neue künstlerische Ordnung. Von Erde schöner beispielsweise war eine raumgreifende Installation eines Archivs unzähliger Luftbildaufnahmen von Einfamilienhäusern aus den 1980er Jahren. Nimmt Schaden ging aus dem digitalen Foto-Fundus einer Schweizer Versicherungsgesellschaft hervor und ist eine stille Ode an die unbekannten Fotografen. Mit seinen Peripheriewanderungen sowie den Serien Kraft und Schlaf lernten wir Piller aber auch als Fotografen kennen. Der Blick des Künstlers gilt hier wie dort dem täglichen Leben und gibt unseren profanen Handlungen und Ritualen einen heiteren Erkenntnisraum.
Peter Piller – Belegkontrolle entstand in Kooperation zwischen dem Fotomuseum Winterthur und dem Centre de la Photographie, Genf. Die Ausstellung fand gleichzeitig in zwei Teilen in Winterthur und Genf statt. Weitere Partner waren die Städtische Galerie Nordhorn sowie die Kunsthalle Nürnberg. Die begleitende Publikation, der erste Textband zu Peter Piller überhaupt, erschien bei der Verlagsbuchhandlung Walther König.