Fotomuseum Winterthur | Samstag, 15.11.2003 – Sonntag, 08.02.2004

Ordnung & Chaos

Wir erfahren gegenwärtig in vielerlei Hinsicht Nullpunkte. Es dauerte eine Weile, bis die grossen Utopien des 20. Jahrhunderts an kläglicher Realisierung zusammenbrachen. Viel schneller ging dann der Ausverkauf der Werte – des Berufs als Berufung, der Familie als tragender Kleingruppe, des Gemeinsinns vor dem Eigennutz, des Ortes als Ortung, als Anker –, also der Ausverkauf der bestehenden Ethik und Moral vonstatten. Mitten in einem sich globalisierenden Markt, in sich auflösenden Gemeinschaften, in den merkwürdigen Versuchen zu neuen Weltordnungen stehen wir vor einem (individuellen und gesellschaftlichen) Identitätsscherbenhaufen, den selbst Geld, Kleider, Discos, Sex, Ferien, Autos, also all die kaufbaren Konsumidentitäten, nur kurzfristig farbig beleuchten können.

In dieser Nullsituation stellt sich die Frage nach der Identität, nach dem Halt, nach der Ordnung, nach Denk- und Lebenskoordinaten dringlich und scharf. Die Arbeiten der jungen Künstler und Künstlerinnen beschäftigen sich in unterschiedlichster Form mit dieser Situation – indem sie das Erahnen, das Erschrecken darstellen oder nach eigenen Ordnungsmustern, nach Selbstvergewisserung suchen. Dabei kommen sie den Wirklichkeiten heute auf die Spur, legen sie in Ansätzen, in Fragmenten für sich, für uns frei – ohne sie gleich wieder mit schwerer Bedeutung zu beladen.

Mit Sonja Braas, Nanna Hänninen, Marjaana Kella, Inés Lombardi, Marianne Müller, Juha Nenonen, Sophy Rickett und Janaina Tschäpe.

Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert.

Hauptsponsor: Manor AG