Fotomuseum Winterthur | Samstag, 01.09. – Sonntag, 28.10.2001

Luigi Ghirri – Fotografien 1969–1992

Der frühverstorbene Luigi Ghirri (1943–1992) hat die italienische Fotografie wesentlich geprägt und weitergetrieben. Seine Aufnahmen zeigen die italienische Landschaft nicht mehr verklärt, idealisiert, nicht mehr romantisierend, sondern alltäglich, realistisch, veristisch. Sein Werk teilt sich, abgesehen von seinen Auftragsarbeiten, in zwei unterschiedliche Bereiche: Auf der einen Seite wird der Emilianer durch den Kontakt mit der Modeneser Kunstszene zum Konzeptionalisten, der die einfachsten Dinge des Alltags – Garagentore, Schaufenster, Plakatwände, Wartende, Liebende, ein Paar Schuhe, zwei Hüte – im neuen, überraschenden Licht sieht und festhält, der das Wesen des Sehens thematisiert und in vielen Kleinkonstruktionen untersucht; auf der anderen Seite ist er in seinen Interieurs, den Aufnahmen von Gärten, der Verschmelzung von Architektur und Landschaft ein Suchender nach Wesentlichem, nach einer Ontologie der Landschaft. Er denkt über die Bedeutung der Sinnveränderung nach, „wenn die Welt der Zeichen sich in die physische Welt einfügt, und zugleich darüber hinaus auf eine dritte Vision [verweist].“ Die Fotografie ist für ihn nicht ein reines „Chronometer des Auges“, sondern ein Ausdrucksmittel, das einer „unendlichen Vielzahl imaginärer Welten Raum gibt“. Der Denker-Fotograf Luigi Ghirri hat ein reiches visuelles Erbe hinterlassen.

Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert. Eine Zusammenarbeit mit dem Palazzo Magnani und der Bibliothek Panizzi, Reggio Emilia, der Patrimoine photographique, Paris, und dem Museu nacional d’Art de Catalunya, Barcelona.