Lisette Model – Fotografien 1934–1960
Keine menschliche Schwäche entging ihrem Blick: Kleidung, Gestik, Gesicht der von ihr Beobachteten – ob Millionär oder Bettler – verdichten sich in ihren Fotografien zu einer charakteristischen Schärfe, die über das Individuum hinaus auf die gesellschaftlichen Verhältnisse weist. Damit hat die Wienerin Lisette Model (1901–1983) Ikonen der Fotografie des 20. Jahrhunderts geschaffen, die mehrere Generationen von FotografInnen beeinflusst haben, von Larry Fink über Diane Arbus bis zu Nan Goldin.
Lisette Models Fotografien, die auf den ersten Blick der Karikatur näher verwandt sind als der Reportage, bringen visuell auf den Punkt, was sich verbal kaum beschreiben lässt. So wird aus den müssig dasitzenden reichen Fremden an der Promenade des Anglais (Nizza, 1934) ein geradezu surreales Theater und Sinnbild einer an der eigenen Arroganz zugrunde gehenden Gesellschaft. In den Aufnahmen der armen Bevölkerung in Frankreichs Süden (ab 1933) oder später, nach ihrer Auswanderung in die USA, in der Lower East Side New Yorks (ab 1939) neigt Model weder zur Idealisierung noch zur Sentimentalität, sondern bleibt auffallend nüchtern in der Betrachtung.
Die Ausstellung wurde von Monika Faber kuratiert. Realisation in Winterthur: Urs Stahel. Eine Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien.
Hauptsponsor: Dr. Carlo Fleischmann Stiftung