John Gutmann – Rastloses Amerika der 30er Jahre
John Gutmann hat wie kein anderer Fotograf vor ihm das spezifisch Amerikanische des städtischen Lebens gesehen und in Bildern festgehalten, die durch ihre kühne Komposition, ihre visuellen Mehrdeutigkeiten und ihren Ausdruck von spontanem Erleben faszinieren. Geboren 1905 in Breslau und im Umfeld des deutschen Expressionismus zum Künstler geworden, befasste er sich als Autodidakt auch mit Fotografie.
Um dem Hitler-Regime zu entkommen, wanderte er 1933 nach San Francisco aus, wo er für deutsche Illustrierte fotografierte. Mit dem unvoreingenommenen Blick des Fremden beobachtete er das für ihn exotische, ja bizarre und fast surreale Leben in der Stadt und verdichtete seine Sicht zu einem Ausdruck der „wunderbaren Extravaganz des Lebens“. Sein persönlicher Stil basiert auf der „neuen fotografie“, die vor seiner Auswanderung in Deutschland en vogue war: dynamische Schrägsichten, Detailansichten und der scheinbar zufällige, schnappschussartige Blick auf das Strassenleben, der die Kontinuität von Raum und Zeit ausserhalb des Bildfensters suggeriert. Zusammen mit seiner künstlerischen Sensibilität für das Aussergewöhnliche, für das Irrationale und Poetische entstanden dadurch einzigartige Aufnahmen der amerikanischen Stadtlandschaft mit der Ikone Auto, dem Statussymbol einer von Konsum und Mobilität geprägten Kultur, im Zentrum.
Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert.