Gilles Peress – Abschied von Bosnien
Im Frühjahr 1993 erhielt Gilles Peress von der Fondation de France ein Stipendium, das es ihm ermöglichte, sechs Monate lang in Bosnien zu sein, die Grenze in diesen fürchterlichen Krieg zu überschreiten und sich auf den Weg nach Mostar, Tuzla, Vitez und nach Sarajevo, diese einst gerühmte multikulturelle Stadt, zu begeben.
Auf dieser Reise begegnen ihm Flüchtlinge und Zurück-Gebliebene, begegnen ihm Verletzte und Tote, auf dieser Reise begegnet ihm Zerstörung. Immer aber ist er auch mit der eigenen Fotografie, mit dem eigenen Tun in Bosnien konfrontiert. Warum bin ich hier, was fotografiere ich hier, was habe ich hier zu suchen? Seine Bilder verheimlichen das Schreckliche, das Mörderische nicht, stellen es gar anprangernd ins Zentrum, aber nicht als Selbstzweck, sondern als Frage an die europäische Kultur, Zivilisation und Politik, die hier zusammen zu versagen und gemeinsam unterzugehen scheinen. Abschied von Bosnien ist sein bitterer, zorniger Kommentar: Europa hat Bosnien längst aufgegeben. Wir schauen mit Abscheu wohl, mit Langeweile auch, vielleicht gar mit makabrer, versteckter Genugtuung auf dieses nichtendenwollende Gemetzel, denn solange es dort ist… kann es doch nicht auch bei uns sein…
Gilles Peress hat eine besondere Sensibilität für den aufbrechenden Hass, für die neuen Horte des Nationalismus – und einen besonderen Ehrgeiz, mit seinen Fotografien einen Beitrag zur Offenlegung dieser Konflikte und zur direkten Auseinandersetzung zu liefern.
Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert. Eine Zusammenarbeit mit der Corcoran Gallery of Art, Washington D.C..