Frida Orupabo – I have seen a million pictures of my face and still I have no idea
Orupabo arrangiert und verdichtet im Netz gesammelte Foto-, Video- und Textschnipsel aus unterschiedlichsten Quellen zu vielschichtigen Erzählungen, wobei sie die Darstellung Schwarzen Lebens aus eindimensionalen Repräsentationen herauslöst und ihm Komplexität, Ambivalenz und Widersprüchlichkeit zugesteht.
Die Auseinandersetzung der Künstlerin mit persönlicher und kultureller Zugehörigkeit bildet die Ausgangslage ihrer feingliedrigen, skulptural wirkenden Collagen und Videoinstallation. Schicht für Schicht setzt die Künstlerin zerschnittene Abbildungen Schwarzer Körper neu zusammen. Prozesse der Objektivierung, Fixierung und Fremdbestimmung werden dekonstruiert, wodurch auf unbehagliche und verstörende Weise spürbar wird, wie die Fotografie massgeblich an der Bildung und Fortschreibung von kolonialen Machtverhältnissen und Gewalt beteiligt ist.
In Frida Orupabos Collagen treten die Bruchstellen sichtbar hervor wie Narben. Indem sich Orupabo das koloniale Bildgedächtnis aneignet, es auseinanderreisst, neu zusammenfügt und daraus (eine) potenziell andere Geschichte(n) formuliert, sind diese Narben Ausdruck eines Verarbeitungsprozesses. Sie implizieren vielleicht aber auch die Möglichkeit einer Heilung – wenn wir uns auf die Blickbegegnung einlassen, uns ihren Irritationsmomenten und Ambivalenzen stellen und uns ihrer komplexen Wirkungsweise bewusst werden.
HANDOUT ZUR AUSSTELLUNG
GLOSSAR
Das Fotomuseum Winterthur präsentiert die erste Einzelausstellung von Frida Orupabo in der Schweiz.
Der Ausstellungstitel ist ein Zitat von Elaine Kahn, I Know I Am Not an Easy Woman, 2015.