Fotografinnen der Weimarer Republik – Fotografieren hiess teilnehmen
Die „Neue Frau“ der zwanziger Jahre – ihre Selbstfindung, ihre Sexualität, ihr „Eindringen“ in die männliche Arbeitswelt, ihr Experimentieren mit verschiedenen neuen Rollen, Aufmachungen und Verhaltensweisen – war Zeichen und Ausdruck der sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Zwischenkriegszeit, der „Moderne“ Deutschlands und Europas.
Diese „Neue Frau“ wurde aktiv, begann auch zu fotografieren und begriff die Kamera als Chance zur Berufstätigkeit und zur selbstbewussten Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Am Auffälligsten waren selbstverständlich die neuen Gesichter, die manchmal androgynen, manchmal expressiven Frauenbilder, das wirklich Neue, ja Utopische an dieser Entwicklung war jedoch die Kraft für die Freiheit, das zu tun und zu verkörpern, was man sein will, und sich zu wandeln, sich nicht gleich wieder festzuschreiben, zu fixieren.
Die Ausstellung stellt zum ersten Mal diesen grossen Schritt der Frau vor. An Beispielen von rund 50 Fotografinnen, darunter so berühmten Namen wie Marianne Breslauer, Ilse Bing, Gisèle Freund, Florence Henri, Hannah Höch, Lotte Jacobi, Germaine Krull und Lucia Moholy, wird das Fotografieren als wichtiges Feld zum Aktivwerden, zum Teilnehmen vorgeführt – in Fotografien, die vom traditionellen Atelierbild bis zum avantgardistischen Experiment, von der erkundenden Reportage bis zur extravaganten Selbstinszenierung und konventionsbrechenden Fotomontage reichen. Eine wichtige und spannende Korrektur zur bestehenden Fotogeschichte.
Die Ausstellung wurde von Ute Eskildsen kuratiert. Realisation in Winterthur: Urs Stahel. Eine Zusammenarbeit mit dem Folkwang Museum, Essen.