Fotomuseum Winterthur | Samstag, 29.02. – Sonntag, 30.08.2020

Fotografinnen an der Front

Die Ausstellung Fotografinnen an der Front – Von Lee Miller bis Anja Niedringhaus widmet sich der Bildberichterstattung aus internationalen Kriegen und Konflikten. Gezeigt werden rund 140 zwischen 1936 und 2011 entstandene Bilder der Fotojournalistinnen und Dokumentarfotografinnen Carolyn Cole (*1961), Françoise Demulder (1947–2008), Catherine Leroy (1944–2006), Susan Meiselas (*1948), Lee Miller (1907–1977), Anja Niedringhaus (1965–2014), Christine Spengler (*1945) und Gerda Taro (1910–1937). In ihren Aufnahmen geben die Fotografinnen einen fragmentarischen Einblick in die komplexe Realität des Krieges, vom Spanischen Bürgerkrieg über den 2. Weltkrieg und den Vietnamkrieg, bis zu jüngeren internationalen Kriegsgeschehen im Balkan, in Afghanistan, Irak oder Libyen.

Die Positionen der acht Fotografinnen präsentieren verschiedene Zugänge zum Krieg und seinen Auswirkungen – von einer traditionellen Kriegsberichterstattung über eingebetteten Fotojournalismus bis hin zu innovativen Ansätzen sozialdokumentarischer Fotografie. Die gewählten Perspektiven bewegen sich dabei zwischen sachlicher Distanz und persönlicher Anteilnahme.

HANDOUT ZUR AUSSTELLUNG

Die von Anne-Marie Beckmann und Felicity Korn kuratierte und von Nadine Wietlisbach für das Fotomuseum Winterthur adaptierte Ausstellung konzentriert sich auf weibliche Positionen. Sie verdeutlicht so die lange Tradition von in Krisengebieten tätigen Fotografinnen und bricht mit der weitläufigen Vorstellung, die Kriegsfotografie sei ein durchweg männlich besetztes Berufsfeld. Auch wenn sich die Inszenierungs- und Erzählstrategien der Fotografinnen nicht grundsätzlich von denen ihrer männlichen Kollegen unterscheiden, so mussten sich die Frauen ihre Position an vorderster Front doch immer wieder erkämpfen und sich ausserhalb der für sie vorgesehenen Strukturen bewegen. Dagegen erhielten sie aufgrund ihres Geschlechts in manchen Regionen und Kulturkreisen auch Zugang zu Familien und Betroffenen, der männlichen Kollegen verwehrt blieb. Damit wurde es ihnen möglich, ein differenziertes Bild von den Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung zu zeichnen.

Aktuelle Entwicklungen im Fotojournalismus

Mit der zunehmend digitalen Zirkulation von Fotografien ist seit den 2000er-Jahren auch die Berichterstattung aus Krisengebieten einem tiefgreifenden Wandel unterworfen. Handy- und Digitalkameras ermöglichen Soldat_innen wie Zivilist_innen gleichermassen, eigene Bilder in Umlauf zu bringen, während etablierte Medien immer häufiger auf Amateurfotografien zurückgreifen. Dort, wo sich ausländische Journalist_innen aufgrund des hohen Risikos zurückziehen, nutzen zahlreiche Bürgerjournalist_innen die Reichweite der sozialen Medien, um über die Lage vor Ort zu informieren. In ihrer Position als Betroffene stehen sie somit für die Bedeutung einer unterdrückten Pressefreiheit ein, ohne auf die etablierten Netzwerke eines professionellen Journalismus angewiesen zu sein. Dennoch bleibt das Material aus den Krisengebieten häufig prekär – Rahmenbedingungen, Vertrauenswürdigkeit und (politische) Motivationen stehen konstant auf dem Prüfstand. Diese Entwicklungen werden in einem Video-Essay als Teil der Ausstellung thematisiert und untersucht.

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