Fotomuseum Winterthur | Samstag, 23.10.2021 – Sonntag, 13.02.2022

Claudia Andujar – Der Überlebenskampf der Yanomami

Seit fünf Jahrzehnten widmet sich Claudia Andujar (*1931) der indigenen Gemeinschaft der Yanomami im Amazonas im Norden Brasiliens und begleitet diese mit ihrer Kamera. Als sich deren Lebensraum in den 1970er-Jahren akuten Bedrohungen ausgesetzt sieht, verschreibt die Fotografin ihr Leben und ihre Arbeit dem Kampf um die Rechte der Yanomami, schliesst sich in den folgenden Jahren der Gemeinschaft an und baut eine enge Beziehung zu den Menschen auf.

Ihr jahrelanges politisches Engagement an der Seite von Yanomami-Führer Davi Kopenawa und weiteren Beteiligten führte 1992 schliesslich zur Demarkierung des Landes der Gemeinschaft. Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Ereignisse wie anhaltender Landrodungen durch den Bergbau und die Viehwirtschaft oder der Verbreitung von Malaria und COVID-19 haben Andujars aktivistische Bestrebungen nicht an Aktualität verloren. Die Ausstellung rückt somit die humanitären und ökologischen Krisen in den Fokus, die durch die Pandemie weiter verschärft werden.

Die Ausstellung Claudia Andujar – Der Überlebenskampf der Yanomami umfasst Fotografien, audiovisuelle Installationen, Zeichnungen der Yanomami und andere Dokumente und basiert auf zweijährigen Recherchen im Archiv von Andujar. Es ist die erste grosse Retrospektive des Werks der in der Schweiz geborenen brasilianischen Fotografin, Aktivistin und Überlebenden des Holocaust.

Der erste Teil der Ausstellung zeigt die künstlerische Entwicklung Andujars während der 1970er-Jahre, als sie versuchte, ihrer Faszination für die schamanische Kultur der Yanomami durch Fotografie und illustrierte Bücher Ausdruck zu verleihen. Mit Serien von spirituellen Ritualen, einfühlsamen Porträts und einem von Andujar initiierten Projekt mit Yanomami-Zeichnungen vermittelt sie uns ihre Sicht auf die Lebensweise der Gemeinschaft.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt, wie Andujar ihre künstlerischen Ambitionen zugunsten des politischen Aktivismus zunehmend zurückstellte. 1978 gründete Andujar mit einer Gruppe von Aktivist_innen eine NGO, um sich für die Rechte und das Land der Yanomami einzusetzen. In den 1980er-Jahren reiste sie ausserdem mit Davi Kopenawa, einem Schamanen und Sprecher der Yanomami, um die Welt, um international Aufmerksamkeit zu erlangen. Ihr jahrelanger Kampf führte schliesslich zur Demarkierung des Yanomami-Territoriums im Jahr 1992 – ein Erfolg, der durch die aktuelle brasilianische Regierungspolitik abermals in Gefahr ist.

Eine Ausstellung des Instituto Moreira Salles in Brasilien in Zusammenarbeit mit der Hutukara Associação Yanomami und dem Instituto Socioambiental, kuratiert von Thyago Nogueira. In Kooperation mit CULTURESCAPES 2021 Amazonas und als internationale Zusammenarbeit mit der Fondation Cartier Paris, der Triennale Milano, der Fundación MAPFRE Madrid und dem Barbican Centre in London angelegt.

Um mehr über die aktuelle Lage zu erfahren, besuchen Sie folgende Seiten:   
Associação Hutukara Yanomami
Instituto Socioambiental
Survival International