Fotomuseum Winterthur | Samstag, 14.06. – Sonntag, 24.08.2003

Boris Mikhailov. Private Freuden, lastende Langeweile, öffentlicher Zerfall – eine Retrospektive

Boris Mikhailov – in neuerer Zeit mit dem Coutts Contemporary Art Award, dem Hasselblad Award, dem Citybank Photography Price geehrter Künstler – ist 1938 in Kharkov in der Ukraine geboren. Sein Werk beschäftigt sich einerseits mit dem Alltagsleben der Menschen, mit den sozialgeschichtlichen Bedingungen in der Sowjetunion und andererseits mit dem Zerfall der Ordnung in der Ukraine nach dem Ende der Sowjetunion.

Im ersten Werkabschnitt beschäftigt er sich quasi mit der „Stadt ohne Zentralstrasse“, mit dem Anti-Heroischen, mit dem Nebensächlichen, Privaten, mit der Freizeit in der Sowjetunion. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion dokumentiert Boris Mikhailov das Elend der Obdachlosen in der Ukraine und setzt mit Case History den vergessenen Verlierern des Systemwechsels ein erschütterndes Denkmal. Sozialkritische Aspekte in seinen Fotografien, provokante Performances, Selbstinszenierungen, Handkolorierungen und Wort-Bild-Kombinationen weisen Boris Mikhailov als einen konzeptionellen Dokumentaristen aus, der zugleich ein berührendes Bild der verletzten menschlichen Seele schafft – voller Humor und Ernst zugleich.

Das Fotomuseum Winterthur stellt eine grosse Retrospektive dieses berühmtesten osteuropäischen Fotografen zusammen, die von den Anfängen bis zu den neusten Werken führt. Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert. Eine Zusammenarbeit mit La Virreina Exposiciones, Institut de Cultura de Barcelona, dem Institute of Contemporary Art, Boston und FOAM Fotografiemuseum Amsterdam.