Fotomuseum Winterthur | Samstag, 30.05. – Sonntag, 11.10.2015

Beastly / Tierisch

Darstellungen von Tieren sind heute allgegenwärtig: auf Plakatwänden, in Zeitungen, Magazinen und Fernsehsendungen und natürlich auf Hunderttausenden von Bildern, die täglich neu ins Netz geladen werden. Die Menschen scheinen geradezu besessen von Tierbildern. Gleichzeitig sind Tiere im Zusammenhang mit Artenschutzprogrammen, gentechnischen Experimenten oder rechtlichen Fragen oft Gegenstand öffentlicher Kontroversen. Während der letzten zwei Jahrzehnte haben auch viele Künstlerinnen und Künstler die menschliche Haltung gegenüber den Tieren immer wieder hinterfragt. Alte Darstellungsformen werden revidiert, um nicht nur das Verhältnis zwischen Mensch und Tier neu zu denken, sondern auch die eigene kreative Praxis.

Beastly/Tierisch untersuchte diese und andere Fragen anhand von zeitgenössischen Fotografien und Videos von u.a. Sammy Baloji, Marcus Coates, Revital Cohen und Tuur Van Balen, Charlotte Dumas, Peter Hujar, Simen Johan, Erik Kessels, Elad Lassry, Jochen Lempert, Katja Novitskova, Alessandra Sanguinetti, Moussa Sarr, Carolee Schneemann, Xiaoxiao Xu. Sie zeigen, wie eine traditionelle Sichtweise, die stets selbstverständlich den Menschen ins Zentrum stellte, langsam abgelöst wird. Die Ausstellung zeichnete nach, wie Tiere in menschliche Prozesse und Leidenschaften verwickelt sind, indem sie eingesperrt, gegessen oder anderweitig von der menschengemachten Tierindustrie verschlungen werden. Gleichzeitig wird klar, dass Tiere in der Kunst auch eine wichtige kritische Funktion erfüllen, entweder als politische Allegorien oder durch eine ästhetische Verwandlung. In jüngster Zeit taucht vermehrt eine genuin „tierische“ und biozentrische Perspektive auf: Tiere erscheinen in diesen aktuellen künstlerischen Bildwelten als eigenständige kreative Wesen und erobern in unseren Fantasiewelten einen vom Menschen befreiten Raum.

Beastly/Tierisch zeigte aber auch nichtkünstlerische Fotografien und Filme: Bücher, Poster, Postkarten und eine grosse Anzahl von Bildern aus dem Internet, das in jüngerer Zeit zu einem veritablen virtuellen Zoo geworden ist. Wie formiert sich das Tierische in dieser alltäglichen fotografischen Praxis heute neu?

Eine Ausstellung des Fotomuseum Winterthur, kuratiert von Duncan Forbes, Matthias Gabi und Daniela Janser. Begleitend dazu erschien ein reich illustrierter Katalog mit Essays von Heather Davis, Duncan Forbes, Ana Teixeira Pinto und Slavoj Žižek bei Spector Books, Leipzig.

Wir danken dem Verein Fotomuseum Winterthur und der Else v. Sick Stiftung für die grosszügige Unterstützung.