Fotomuseum Winterthur | Samstag, 13.11.1993 – Sonntag, 09.01.1994

Aus der Romandie

Fotografien der Landschaft um Genf, den Gärten, dem See und den Autbahnkreuzen. Porträts von Familien in Meyrin, als Beispiele aus 115 Nationen in der multikulturellsten Gemeinde der Schweiz. Zeugnisse von verlassenen Minen, aufgegebenen Konstruktionen und vergangenen Abenteuern. Skizzen eines Romand in Zürich, von seinem Quartier im Exil, von Gefährten und Gefährdeten. Aufnahmen von Werkzeugen, nach Gebrauch geordnet, schubladisiert und als Sprache des Werkens wieder ausgebreitet. Gegenstände des Alltags, des Wissens und des Innenlebens (Flaschen, Leselampen, Bücher, Organe), fotografiert, ausgeschnitten und aufgereiht als Ordnung der Dinge und der Phantasie. Banale Gegenstände, ein leergetrunkenes, schaumbedecktes Bierglas zum Beispiel, aufgewertet, zum Deluxe-, zum Kunst- und Kultobjekt stilisiert. Bilder von Architekturen, in denen Raum und Fläche, Vorgegebenes und Eingriff verschmelzen. Bilder von vorgefundenen Bildern, doppelt verdichtete visuelle Information, ihre vielfältige, provisorische Lesart und ihre konkrete Materialisation. Beispiele obsessionellen Fotografierens, bis das Motiv und die Fotografie sich aufzulösen beginnen.

Fotografien aus der Romandie, fotografische Arbeiten von Romands, von Fotografen und Fotografinnen, Künstlern und Künstlerinnen, die in der französischen Schweiz aufgewachsen sind oder dort ihre „Formation“, ihre Ausbildung durchlaufen haben. Strenge Dokumentationen und Installationen treten mit augenzwinkernden, manieristischen Inszenierungen in ein visuelles Gespräch über Organisation und Auflösung von Leben, Gemeinwesen, Urbanismus, von Bildern und Informationen, vom Ich und seinen Unwägbarkeiten heute.

Mit Arbeiten von Jacques Berthet, Laurence Bonvin, Silvie & Chérif Defraoui, Deluxe, Nicolas Faure, Alan Humrose, Jean-Pascal Imsand, Eric Lanz, Ursula Mumenthaler, Alexandra Rajic, Olivier Richon, Maurice Vouga

Die Ausstellung wurde von Urs Stahel kuratiert.