1969

Arnold Odermatt

Wolfenschiessen

Wolfenschiessen, 1969
Silbergelatineabzug, 30 x 40 cm
Sammlung Fotomuseum Winterthur
2004-028-006

*1925 (Oberdorf, CH), lebt und arbeitet in Stans, CH
Der Polizeifotograf Arnold Odermatt hatte seinen Dienstauftrag, Unfälle zu fotografieren, mit grosser Genauigkeit und viel Sinn für das Bildhafte ausgeführt: Zwei Typen von Fotografien prägen seine „Karambolagen“: Landschaftsfotografien und fotografierte Skulpturen. Die schweizerische Landschaft mit ihren Wiesen, Bäumen und Seen, die immer ein wenig sonntäglich wirkt, wird in Odermatts Bildern unfreiwillig zu einer Bühne für Kuriosa. Eine meist sanfte, leicht schläfrige Landschaft wird an einer Stelle punktiert – peng, zwei Fahrzeuge ineinander verkeilt – oder überzogen von merkwürdigen Kratzern mit Endpunkt, einem Auto, aufgeprallt an einem Baum, einer Wand, die Abschrankung durchtrennt und halb im See gelandet. Eine Unfallstelle mitten in der Ordnung. Ein Unfall der Ordnung, gesäubert und bereits wieder „soweit geordnet“. Der zweite Typus zieht den Blickradius weit enger, fokussiert auf das Auto, ist skulptural: Nahaufnahmen von ineinander verkeilten Wagen, von aufgeschlitzten Kotflügeln, aufgerissenen Kühlerhauben, zerdepperten Scheiben. Eine Art von „unvoluntary sculptures“, von unfreiwilligen Skulpturen, entstehen durch die nüchtern, sachlich und präzis aufgenommenen Fotografien. Es ist Auftragsfotografie der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre und als solche auch zu verstehen, doch der Wert, der Schaugenuss vor diesen Bildern gehen weit darüber hinaus.