Eva & Franco Mattes
Hannah Uncut
Hannah Uncut, 2021
Video, 52 Min, 3840 x 2160 Pixel, Ton,
Sammlung Fotomuseum Winterthur
2021-001-001
© Eva & Franco Mattes, Foto: Melania Dalle Grave & Piercarlo Quecchia für DSL Studio
beide *1976 (Brescia, IT), leben und arbeiten in New York, US
Hannah Uncut, 2021Die authentischste Dokumentation unseres Lebens findet heute auf dem Smartphone statt: Es sind all jene Selfie-Versuche, die es nicht auf Instagram geschafft haben, die flüchtigen Screenshots, die wir als Merkhilfe abspeichern oder das Meme, das wir über Social Media verschicken. Es ist das Trial-and-Error, all die verwackelten Aufnahmen und falsch anvisierten Ausschnitte, die das Leben erfahrbar werden lassen. Für die für das Fotomuseum Winterthur im Rahmen der Ausstellung Dear Imaginary Audience,entstandene Arbeit Hannah Uncuthatten Eva & Franco Mattes über einen Online-Aufruf angeboten, ein Smartphone für 1’000 US-Dollar zu kaufen – samt der Einwilligung, alle darin enthaltenen Bilder der Fremdinterpretation auszuliefern. Die Wahl fiel auf Hannah, einer Frau Ende 20 aus Grossbritannien, in deren Persönlichkeit und Entwicklung wir über insgesamt 8 Monate Einblick erhalten – als komplett unbearbeitete Slide Show in chronologischer Reihenfolge. Die einzige künstlerische Intervention besteht in der Rhythmisierung der Bilder, die den Wischeffekt des Betrachtens auf einem Smartphone nachahmt. An Hannahs Bildern lassen sich die fotografischen Kommunikations- und Inszenierungsformen ablesen, die mit der Verbreitung von Smartphones und Social Media einhergingen: Wie selbstverständlich nutzt Hannah als Kind der Generation Y Screenshots, versieht ihre Selfies mit Gesichtsfiltern und bedient sich spielerisch einem erweiterten visuellen Vokabular. So legt Hannah Uncut die Konstruktion und Kuration unserer Selbstbilder offen, wobei uns die intimen und authentischen Momente unweigerlich in die Rolle von Voyeur_innen katapultieren.