2008

Dunja Evers

Chamber of Horrors

Dunja Evers
Chamber of Horrors, 2008
Aus Chamber of Horrors
18 Silbergelatine-Abzüge, Tisch mit Plexiglashaube, 80 x 295 cm x 57.5 cm
Sammlung Fotomuseum Winterthur
2009-003-000

© Dunja Evers / 2007 Pro Litteris, Zürich

*1963 (Hamburg, DE), lebt und arbeitet in Düsseldorf, DE
Farben locken. Dunkle Farben ziehen heran, saugen auf, hellere Töne strahlen, strömen aus. Kadmiumrot, Kobaltblau, Petrolgrün, Sonnenblumengelb, ein Lila, ein Violett, ein Grüngelb, ein Blaublau, Rotrot. Es sind Farbflächen im Kleinformat von 20 x 15 cm bis höchstens 50 x 70 cm, in die nass in nass Eiweisslasurfarbe aufgetragen, eingerieben worden ist, von Hand, ohne die Spur eines erkennbaren Duktus zu hinterlassen. Monochrom sind sie meist. Die Farbflächen sind zu Tafeln auf dünnem Aluminium aufgezogen und werden distanzlos auf der Wand montiert. Doch die Farbe ist nur ein Bestandteil der Werke und erst noch jener Teil, der zuletzt dazugefügt wird. Aber sie ist das erste, was wir wahrnehmen. Der Farbe unterlegt sind filmisch und fotografisch erzeugte Zeichen, die wir von weitem einzig als leichte Unruhe der Farbe wahrnehmen. Nähert sich der Blick, dann taucht wie aus dem Nebel allmählich ein Schemen, eine Kontur auf, schwächer oder stärker je nach Werk als Figuration lesbar. Der Schemen eines Gesichts, einer Landschaft, einer Architektur. Die Düsseldorfer Künstlerin fotografiert aus gefundenen oder selbstverfertigten Super-8-Filmen 24 bis 48 Bilder oder 1 bis 2 Sekunden heraus. Mit einer verlängerten Belichtungszeit lässt sie die Bewegung des Filmes, die Abfolge der einzelnen Bilder auf dem Negativ sich niederschlagen, dokumentiert dadurch weniger eine Eigenschaft, einen unverrückbaren Zustand, als eine Bewegung, eine Abfolge, einen Fluss der Zeichen. Sie löst das Feste auf. Und dieses Bild des Fliessens wird anschliessend in Farbbäder getaucht. Das Verweisen ins Wirkliche ist dabei stark zurückgenommen, zugunsten ikonischer, symbolischer Bildqualitäten, die ein Bedeutungsfeld zwischen Ahnen und Wissen, Bewusstem und Unbewusstem abstecken – ein lyrisches Zwischenreich.