Collection Revisited

Im Rahmen von Collection Revisited setzt sich das Fotomuseum Winterthur eingehend mit einzelnen Werken und Künstler_innen, die in der Sammlung des Hauses vertreten sind, auseinander. Das Museum erforscht die Hintergründe und Entstehungsgeschichten der Arbeiten, kontextualisiert diese und befragt sie kritisch. Im Zentrum stehen Grundsatzfragen, die uns in der kuratorischen und vermittelnden Arbeit mit fotografischen Bildern wiederholt begegnen.

Die recherchebasierte Auseinandersetzung findet über sogenannte Case Studies, die einzelne Positionen oder methodische Ansätze wissenschaftlich erforschen, statt. Die Case Studies speisen sich aus interdisziplinärer Recherche, Interviews mit Expert_innen oder räumlichen Experimenten über das Erproben von Ausstellungsdisplays. Die Erkenntnisse aus den Cases Studies werden zum Teil wiederum in partizipativen Workshops mit Menschen, die explizit keine kunst-, museums- oder medienspezifischen Kenntnisse mitbringen, diskutiert. Über das Format «Team Extra» zeigen uns diese Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft unterschiedliche Sichtweisen auf die Sammlungsobjekte auf.

Die Umsetzung der Case Studies und des «Team Extra» wird unterstützt von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte im Programm Wagnis.

Case Study 1: Leonore Mau

Aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur blicken uns die Priesterinnen der deutschen Pressefotografin Leonore Mau entgegen. Klar ist beim ersten Betrachten nur eines: hier blickt eine Europäerin auf eine andere Kultur, und diese erwidert den Blick. Doch wie zeichnet sich diese Blickbeziehung aus? Wie ist sie kulturell geprägt, wie wird sie von der Fotografin, von uns als Betrachter_innen oder von einem Museum gesteuert und letztlich auch reflektiert? Anhand der Arbeiten von Leonore Mau diskutiert das kuratorische Team des Fotomuseum Winterthur die Fragestellung: Wie könnte ein Umgang mit der eigenen Sammlung durch das Aufbrechen dieser Blickbeziehungen und damit unter postkolonialer Perspektive aussehen?

Case Study 2: Teresa Margolles und Fernando Brito

Die Case Study behandelt das Werk PM 2010 von Teresa Margolles und die Serie Frontpages of La i von Fernando Brito. Beide Fotograf_innen beleuchten die Auswirkungen der Gewalt zwischen Drogenkartellen und dem Staat in Mexiko um die 2010er-Jahre, jedoch mit unterschiedlichen künstlerischen Strategien. Für das Fotomuseum Winterthur stellt sich die Frage, wie dieses Material ausgestellt werden kann: Inwieweit wird die dargestellte Brutalität durch die museale Präsentation neutralisiert oder gar ästhetisiert und einem voyeuristischen Blick unterworfen, wenn diese als Kunstinstallation präsentiert wird? Auch die Vermittlung der konkreten Lebensrealität in Mexiko stellt eine Herausforderung für die Kontextualisierung und Präsentation der Werke dar. Damit wirft die Case Study zusätzlich Licht auf die Fotografie Lateinamerikas, welche eine unterrepräsentierte Region in der Sammlung darstellt.

Case Study 3: «Poetics of Search»

Die Case Study «Poetics of Search» (Poetiken der Suche) macht erstmals den Prozess des Suchens in der Online-Datenbank der Sammlung des Fotomuseum Winterthur zum zentralen Gegenstand der Auseinandersetzung. Ausgehend von zwei Gedichttexten initiiert die Case Study ein Zwiegespräch unterrepräsentierter Stimmen mit der Sammlung und stellt die Suche als Akteurin ins Zentrum. Die Case Study erprobt, inwieweit die digitale Suche als reflektierte Praxis kuratorischen Arbeitens verstanden werden kann und sich daraus neue Methodiken entwickeln lassen.

Case Study 4: Jacob Holdt

Die Case Study zur Arbeit von Jacob Holdt entfaltet sich während der Ausstellungsdauer von Der Sammlung zugeneigt und webt die Bilder Holdts in ein Netz aus unterschiedlichen Perspektiven und Erzählebenen.

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